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Eine Lanze aus Licht

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Bild und Botschaft: Die geistlichen Waffen gegen Tod und Teufel auf dem Cranachaltar

Wenn ich mit Konfirmanden vor dem Weimarer Cranachaltar stehe, behauptete ich immer: »Jesus hat ein Laserschwert!« Das Wort klingt im Altarraum einer Kirche fremd, aber ich benutze es bewusst. Denn der Laserstrahl ist gebündeltes Licht. Und das Laserschwert aus den »Star Wars«-Filmen ist die Lichtwaffe eines geistlichen Ordens, der Yedi-Ritter.
Wer gegen die Finsternis kämpft, dessen Waffe ist das Licht. Das war immer so in den Religionen. Auch auf unserem Cranachaltar ist dieses Prinzip deutlich zu erkennen. Der Auferstandene mit seinem wehenden roten Gewand hält einen durchsichtigen Stab in seinen Händen. An seiner Spitze steht eine transparente Fahne, die ein rotes Kreuz auf weißem Grund trägt. Die andere Seite der Lanze endet im Mund des Teufels, der seine Zunge herausstreckt, die wie eine Flamme züngelt. Mit beiden Händen umfasst er den Stab und wendet offenbar Kraft auf, um sich zu wehren.

Der Auferstandene mit seinem wehenden roten Gewand hält einen durchsichtigen Stab in seinen Händen. An seiner Spitze steht eine transparente Fahne, die ein rotes Kreuz auf weißem Grund trägt. Die andere Seite der Lanze endet im Mund des Teufels. Mit dieser Lanze aus Licht hält Christus das Böse nieder, sie ist seine Waffe im Kampf gegen das Böse. Foto: Stadtkirchengemeinde Weimar

Der Auferstandene mit seinem wehenden roten Gewand hält einen durchsichtigen Stab in seinen Händen. An seiner Spitze steht eine transparente Fahne, die ein rotes Kreuz auf weißem Grund trägt. Die andere Seite der Lanze endet im Mund des Teufels. Mit dieser Lanze aus Licht hält Christus das Böse nieder, sie ist seine Waffe im Kampf gegen das Böse. Foto: Stadtkirchengemeinde Weimar

Im Gegensatz zu ihm umfasst der Auferstandene die Waffe offenbar, ohne Mühe aufwenden zu müssen. Auf vielen anderen mittelalterlichen Bildern hält der Erzengel Michael eine ähnliche Waffe ebenso mühelos und dazu mit einer Körperbewegung, die oft etwas Tänzerisches hat. Ein Erzengel hat natürlich auf unserem erzprotestantischen Altar nichts zu suchen. Christus ist es selbst, der mit der gleichen Geste der Leichtigkeit das Böse beziehungsweise den Bösen niederhält.

Cranach war ein Meister darin, transparente Gegenstände zu malen. Oft halten die schönen nackten Damen, die er malt – zum Beispiel seine Lucretia –, ein transparentes Gewebe in der Hand. Die Unverhülltheit und die makellose Beschaffenheit der gemalten Haut werden durch den graziös gehaltenen durchsichtigen Schal noch hervorgehoben.

Christus und sein symbolisches Pendant, das Lamm, halten jeweils eine Art durchsichtigen Acrylstab mit einer ebenso durchsichtigen Fahne. Auf unserem Bild ist dies natürlich kein galantes Detail, sondern der Gegensatz zur grobstofflichen Materialität des Bösen.

Hinter dem Auferstandenen jagen Tod und Teufel einen kleinen Menschen, den alten Adam. Der Tod sticht nach ihm mit einer Lanze aus Holz, auf der eine Spitze aus Metall sitzt. Der Teufel holt neben ihm mit einem knorrigen Knüppel aus. Der Tod hält seine Lanze, wie man eben eine Lanze hält. Kraftübertragung ist wichtig, Schnelligkeit auch und die Verletzung der Haut des Opfers. Er hat es fast schon erreicht.

Foto: Stadtkirchengemeinde Weimar

Foto: Stadtkirchengemeinde Weimar

Tod und Teufel bedienen sich der Kräfte des Irdischen. Aber die Kräfte, die gegen Tod und Teufel angehen, brauchen andere Waffen. Solche aus Licht. Und sie liegen eher in der Hand wie eine Feder, mit der man schreibt. Der Sieg über das Böse beruht auf anderen Prinzipien als das Böse selbst.

Deswegen ist der Lichtstab des Auferstandenen am Ende doch kein Laserschwert. Es ist keine Waffe neben anderen Waffen, die gewinnt, weil sie die stärkere ist. Dieser Lichtstab zeigt vor allem, dass das Böse mit den gleichen Waffen bekämpft werden kann. Nicht die dickere Lanze gewinnt, sondern die Lanze, die ganz anders ist. Sie ist eine geistliche Waffe und ihr Sieg ist von der Art des Kreuzes, das neben ihr steht.

Frank Hiddemann

In der Reihe »Bild und Botschaft« geht Dr. Frank Hiddemann den Details und ihrer Botschaft eines Meisterwerkes reformatorischer Kunst nach: des Weimarer Altarbildes von Lukas Cranach dem Jüngeren.


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